Watten by Thomas Bernhard

Watten by Thomas Bernhard

Autor:Thomas Bernhard [Bernhard, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-12-12T16:00:00+00:00


Auf die konsequenteste Weise zurückgezogen, hätte ich, sagt der Fuhrmann, wahrscheinlich überhaupt noch nicht von dem Gerücht gehört, das schon lange Zeit in Umlauf sei, und behauptet, ich ginge nur deshalb schon seit zwei Monaten nicht mehr watten, weil ich, um zum Watten und also zum Gasthaus zu kommen, durch den Wald müsse, in welchem sich der Papiermacher Siller aufgehängt hat, geehrter Herr, und ich denke, daß ich naturgemäß nicht nur aus dem einen einzigen Grund nicht mehr watten gehe, sondern aus verschiedenen Gründen, aus einer Reihe von Gründen allerdings, die Ihnen hier anzuführen mir tatsächlich unmöglich ist. Nein, aus dem Grund, weil der Papiermacher sich in dem Wald aufgehängt hat, welchen ich, will ich watten, durchqueren muß, nicht mehr watten zu gehn, sage ich zum Fuhrmann, wäre unsinnig. Eine Reihe von Gründen, sage ich, habe ich, die zu erklären mir aber unmöglich ist. Ich watte nicht mehr, sage ich. Der Fuhrmann aber sagt: kommen Sie doch morgen wieder watten! Er versuchte sich wieder in seiner Überredungskunst, was mir, weil sie so schamlos auf einmal wieder in Gang gesetzt worden war, im Augenblick peinlicher ist als ihm selbst, dem die Schamlosigkeit, mir auf einmal wieder zu sagen, ich solle watten gehn, während ich ihm doch entschieden klargemacht habe, hunderteinmal klargemacht habe, daß ich, gleich, was er dagegen einzuwenden habe, nicht mehr watten gehe, überhaupt nicht bewußt ist. Ein solcher Mensch, denke ich, empfindet niemals Schamlosigkeit. Allerdings, denke ich, habe ich dem Fuhrmann das letzte Mal eine Partie Watten in Aussicht gestellt, einmal watte ich noch mit Ihnen, habe ich zu ihm gesagt, aber doch nur, damit er verschwindet. Das letzte Mal haben Sie gesagt, Sie gehn wieder watten, sagt er jetzt. Darauf sage ich: ich gehe watten, habe ich das letzte Mal zu Ihnen gesagt, sage ich, weil ich Ruhe gebraucht habe, Ruhe, verstehen Sie, nicht im geringsten habe ich daran gedacht, mit Ihnen jemals wieder zu watten. Ein Mensch wie der Fuhrmann bringt einen Menschen wie mich nach und nach zur Verzweiflung, denke ich, und erreicht, daß man ihn belügt, nur um Ruhe zu haben. Ich habe gesagt, ich gehe watten, sage ich, weil Sie mich belästigt, in meiner Arbeit gestört, mir einen außerordentlichen Gedanken ruiniert haben, aber nicht, weil ich wirklich die Absicht gehabt habe, wieder watten zu gehn. Ich gehe nicht mehr watten. Sie sehen doch, daß ich nicht einmal mehr zur faulen Fichte gehen kann, geschweige denn watten. Dreimal um die Baracke herum, und ich bin erschöpft. Haben Sie denn nicht gesehen, daß ich, wie wir dreimal um die Baracke herumgegangen sind, völlig erschöpft gewesen bin? Geehrter Herr, Menschen wie der Fuhrmann sehen nichts. Begreifen nichts, sehen nichts. Er versuchte sich bei seinem Eintritt in die Baracke augenblicklich, in seiner Überredungskunst, denke ich. Wieder überraschte er mich. Ich bin mit der Beschreibung der Toxoplasmose beschäftigt, da kommt der Fuhrmann. Geehrter Herr, man kann einen Menschen, der plötzlich im Zimmer steht und Anstalten macht, sich niederzusetzen, auch wenn man diesen Menschen überhaupt nicht eingeladen hat, in das



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